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Die Bulgarische Donau

 

Der Fluss durchfließt Bulgariens äußersten Norden und bildet auf 460 Kilometern die Grenze zum Nachbarland Rumänien. Entlang dieser Strecke existiert bisher nur eine einzige Brücke: Die Brücke der Freundschaft zwischen der bulgarische Donaustadt Russe und dem rumänischen Giurgiu. Eine zweite Brücke ist zwischen Vidin und Calafat im Entstehen.

Der bulgarische Verlauf der Donau wird von den Ausläufern der Balkanberge bestimmt, die ihr den Weg weiter nach Süden versperren. Die Ufer sind gesäumt von hübschen Örtchen auf hohen Kreidefelsen, unterbrochen von gelben und grünen Feldern des Donautafellandes, der Kornkammer Bulgariens. Wichtigste Städte an der Strecke sind Vidin, Lom und Russe. Hinter Russe erreicht die Donau in Svistov ihren südlichsten Punkt und fließt von hier an allmählich nordwärts, bis sie dann bei Silistra das bulgarische Territorium verlässt.

Dei Bulgarische Donau von Vidin bis Svistov

  • Vidin (52 000 Einwohner) ist eine lebendige Donaustadt, die sich trotz zahlreicher Zerstörungen und sozialistischer Baumaßnahmen eine recht hübsche Innenstadt bewahrt hat. Die Grenzlage der Stadt im Dreiländereck zu Serbien und Rumänien hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass sie wirtschaftlich etwas ins Abseits geraten ist.  Vidin lässt sich gemütlich im Rahmen eines Spazierganges selbst erkunden. Auf dem Weg in die Stadt schlendert man im Uferpark vorbei an Ausgrabungsstücken aus der römischen Epoche. 
  • Am rechten Ufer erhebt sich die kleine Stadt Lom (27 000 Einwohner) an den sanften Hügeln. Die Römer bauten an der Stelle des heutigen Loms im Jahr 29 eine Festung und nannten sie Almus. Das heimische Bier trägt noch heute den Namen der alten Burg. Im 19. Jahrhundert erlebte Lom als Handelsstadt seine Blütezeit. Vom einstigen Glanz der Stadt ist heute leider nichts mehr zu sehen.

  • Am rechten Ufer liegt ein schmuckes Dampfschiff namens „Radetzky“. Es ist ein Nachbau des originalen DDSG-Dampfers, und erinnert an eine Legende im bulgarischen Befreiungskampf gegen die türkischen Herrscher.
  • Malerisch liegt Oriahovo inmitten von Weingärten und Getreidefeldern, die Stadt ist aber von Fluss nicht gut sichtbar. Hinter Oriahovo überrascht der Fluss mit besonders hohen und schönen Steilufern.
  • In Nikopol am rechten Ufer legen Schiffe meist nur einen kurzen Stopp ein. Wenn etwas Zeit bleibt, lohnt sich ein kurzer Bummel durch den Ort. Denn so klein Nikopol heute auch ist, blickt es doch auf eine lange und ereignisreiche Vergangenheit zurück: Auf den hohen Kalksteinhügeln stand in der Antike die Siedlung Nicopolis (Stadt der Siege). Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich Nikopol dank seiner gewaltigen Festung zur größten und sichersten Stadt des Reiches. Nicopolis trotzte als Bollwerk mit stabilem Mauerwerk und 25 befestigten Türmen lange allen feindlichen Angreifern.  Die Ruinen der alten Burg können heute besichtig werden. Neben den Burgresten zeugt noch die alte Petropavlovski-Kirche (Sveti Petar i Pavel) aus dem 13. Jahrhundert von der uralten Geschichte des Ortes. Seine einstige Bedeutung ist Örtchen heute allerdings nicht mehr zu spüren.

  • Svistov (33 000 Einwohner) schmiegt sich als südlichste Donaustadt an die grünen Hügel über dem Fluss. Die Stadt steht heute auf dem Platz der römischen Burg Novae aus dem 1. Jahrhundert. Das hübsche Zentrum der Stadt liegt landeinwärts auf der Südseite des Hanges. Es ist am bequemsten per Taxi zu erreichen, zu Fuß benötigt man etwa 15 Minuten. Alte Bürgerhäuser und Kirchen zeugen vom Reichtum der ehemals wichtigen Handelsstadt. Die Dreifaltigkeits-Kirche im Zentrum errichtete der bulgarische Baumeister Koljo Fitceto 1867. Sie wurde während eines Erdbebens 1977 stark beschädigt, doch seit der Restaurierung kann man innen wieder Ikonen bestaunen. Auch das kleine Historische Museum und das Gedenkhaus des Schriftstellers Aleko Konstantinov lohnen einen Abstecher. Beim Bummeln stößt man hier und da auf Häuser im Stil der Wiedergeburtsarchitektur mit ihren dunklen Holzbalkonen. In dem einen oder anderen Garten lockt eine Taverne mit leckeren Speisen.

     

Die Bulgarische Donau von Russe bis Silistra

  • Die viertgrößte Stadt Bulgariens, Russe mit 167.000 Einwohnern, strahlt eine heitere Atmosphäre aus und blickt auf eine beeindruckende Geschichte zurück. Für Bootsreisende lockt ein gut geschützter Hafen. Das Zentrum der mitteleuropäisch wirkenden Stadt liegt etwa 10 Minuten vom Hafen entfernt und lässt sich gut auf eigene Faust erkunden. Ein Stadtspaziergang beginnt am besten auf dem Freiheitsplatz (pl. Svoboda), auf dem etliche Straßen landen. Den zentralen Platz schmückt das große Monument in Erinnerung an die Befreiung von den osmanischen Herrschern. Rundherum sprudeln Brunnen neben Blumenbeeten und zahllose Cafés und Restaurants laden zum Entspannen und Schlemmen ein. Eines der schönsten Gebäude am Platz ist das ehemalige Stadttheater, es beherbergt heute ein Kulturzentrum in Erinnerung an Elias Canetti. Der Schriftsteller und Nobelpreisträger ist berühmtester Sohn der Stadt. Er wurde 1905 in der General-Gurko-Straße 13 geboren und verbrachte seine Kindheit in Russe. Dem Freiheitsplatz schließt sich östlich der Dreifaltigkeitsplatz (pl. Sveta Troica) an, an dem die Sveta-Troica-Kirche zu besichtigen ist. Allerdings muss man erst tief ins Kircheninnere herabsteigen, weil unter osmanischer Herrschaft die Kirchen nicht höher als die Moscheen sein durften. Trotz ihrer geringen Größe ist sie die bedeutendste Kirche der Stadt. Gegenüber liegt der in Rottönen gehaltene Opernpalast.

  • Nach Russe bietet der liebliche Fischerort Tutrakan inmitten von Getreide- und Baumwollfeldern, Obstplantagen und Weinbergen einen hübschen Anblick. Die gelbe Saint Nickolay Kirche aus dem 19. Jahrhundert inmitten der historischen Fischerhaussiedlung ist auch vom Fluss aus sichtbar.

  • Als letzte bulgarische Stadt an der Donau passieren Sie Silistra. Schon die Mannen unter Kaiser Trajan bauten diesen Ort zu einer großen Festung aus und tauften sie Durostorum. Von dieser Festung ist heute nicht mehr viel zu sehen. Es lohnt aber die Besichtigung der osmanischen Festung Medjidi tabia, die fünf Kilometer südlich des Zentrums auf einem Hügel thront. Am besten fährt man dorthin mit einem der zahlreiche Taxis und lässt sich dann vom Burgwächter durch die Anlage führen (Werktags von 9 bis 18 Uhr geöffnet). Am Hotel Drsutar sind auch Yachten am großzügigen Anleger willkommen. 

  • Wer das 15 Kilometer entfernte Naturreservat Srebarna rund um den gleichnamigen See besuchen möchte, kann es bei längerem Aufenthalt  mit dem Taxi erreichen. Mit etwas Glück bekommen Besucher hier Krauskopfpelikane, Wasserschildkröten oder Fischotter zu sehen.