Reisen

Die Rumänische Donau

 

Auf rund einem Drittel ihrer Gesamtlänge, genau 1075 Kilometer, fließt die Donau durch Rumänien. Damit hat das Land den größten Anteil am Strom. Die Donau ist für Rumänien anfangs Grenzfluss zu Serbien und Bulgarien, hinter dem bulgarischen Silistra gehören beide Ufer zu Rumänien, später wird der Fluss Grenze zu Moldawien und der Ukraine. Am Ende ihres Laufes mündet die Donau in mehreren Armen ins Schwarze Meer.

Noch vor dem spektakulären Eisernen Tor beginnt die rumänische Donau südwestlich des Banater Gebirges. Nachdem sie Orsova erreicht hat, stößt sie durch den berühmten Donaudurchbruch und erreicht Turnu Severin. Hinter der alten Römerstadt macht der Fluss eine letzte Biegung nach Süden, um dann entlang der wenig besiedelten Walachei ihre 400 Kilometer lange Reise strikt gen Osten zu beginnen. Auf der Höhe von Calarasi wird sie vorerst zur innerrumänischen Angelegenheit. Die Hügel der Dobrudscha begleiten den Fluss nun bis fast zum Delta und zwingen ihn zu einer Richtungsänderung nach Norden. Nachdem sie die beiden größeren Städte Braila und Galati passiert hat weitet sie sich immer mehr aus um dann das Donaudelta zu erreichen und endlich ins Schwarze Meer zu münden.

Die Rumänische Donau vom Eiseren Tor bis Giurgui (Bukarest)

  • Eisernes Tor: Die Felsen des Oberen Kazan (Kessel) verengen die Donau abermals und bilden mit dem Unteren Kazan die dritte Flussenge: die Untere Klissura. Bei der beeindruckenden Durchfahrt fühlt man sich vor der gewaltigen Kulisse sehr klein, denn die steilen Klippen der Felsschlucht sind über 300 Meter hoch, während sich das Flussbett in diesem Teil auf 150 Meter verengt. Der Obere Kazan hat mit 85 Metern eine der größten Flusstiefen weltweit. Der Untere Kazan beginnt bei Kilometer 968 und erinnert an eine Alpenlandschaft, das Wasser ist ruhig und oft glasklar.
  • Direkt zu Beginn überrascht bei Kilometer 967,5 ein riesiges Gesicht im Fels: Daker König Decebal. Das gewaltige Gesicht ist 40 Meter hoch und 25 Meter breit und wurde von Prof. Dr. Iosif Constantin Dragan im Jahre 2002 gestiftet. Die Identität der Rumänen beruft sich auf zwei Völker. Die Römer und die Thraker, die sich einst bekriegten. Die Daker, der größte Stamm der Thraker, besiedelten das nördliche Donauufer. Daker-König Decebal bot den römischen Truppen in vielen Schlachten die Stirn, und wird dafür noch heute von den Rumänen bewundert.
  • Am Ausgang des Kazans befindet sich rechtsufrig die berühmte Trajan-Tafel. Die über 1900 Jahre alte Ruhmestafel des römischen Kaisers wurde erschaffen, weil er eine Straße durch dieses unwirtliche Gebiet erbaut hatte. Vor der Überflutung des Tales wurde die Tafel samt des 30 t schweren Felsbrockens um 35 Meter nach oben versetzt.
  • Am linken Ufer erstreckt sich die Stadt Orsova am Nordufer eines Sees. Sowohl der See als auch die moderne Kleinstadt entstanden erst nach der Überflutung für den Staudamm. Das alte Orsova wurde von den Römern unter dem Namen Tierna erbaut und liegt nun unter dem Wasserspiegel.
  • Kurz darauf liegt am linken Ufer die Stadt Turnu Severin. Berühmt ist diese Stadt für ihre römische Vergangenheit. Kaiser Trajan ließ auch hier zwischen 102 und 105 eine Brücke über die Donau bauen, um seinen Legionen den Weg nach Norden zu eröffnen. Die 1070 m lange Brücke lag auf Pfeilern, die so stabil gebaut waren, dass die Fundamente noch heute an den Ufern besichtigt werden können.

  • Ab Calafat präsentiert sich das linke, rumänische Ufer gleichförmig flach und strahlt eine große Ruhe aus. Die Weiten der Walachei reichen bis an den Fluss, Auwälder und Sumpfgebiete säumen die Ufer. Die Untere Donau hat viel weniger Gefälle als die Obere oder die Mittlere Donau. Träge fließt sie nun dahin und weitet sich immer breiter aus. Inseln und Sandbänke schauen rechts und links aus dem Wasser. Die kleinen Ortschaften und wenigen Städte an den rumänischen Ufern befinden sich nicht direkt am Strom, sondern als Schutz vor Hochwasser einige Kilometer landeinwärts. Manche Dörfer in der Walachei scheinen in ihrer Entwicklung vor einigen Jahrzehnten stehen geblieben zu sein. Nur wenige Autos befahren die unbefestigten Dorfstraßen, dafür holpern Eselskarren vorbei an Hütten und Häusern mit Reet- und Wellblechdächern. Hühner, Truthähne, Esel, Kühe und Schweine gehören zum normalen Straßenbild.

  • Von der Industriestadt Giurgiu (70 000 Einwohner) oder von Oltenita fahren die Busse für den Landausflug nach Bukarest. 

Die Rumänische Donau von der Dobruschka bis zum Donaudelta

  • Die weitere Strecke gen Osten säumen am rechten Ufer die Sandfelsen der Dobrudscha, rötlich schimmernd und mit zartem Grün bewachsen. Ergänzt wird diese Idylle von kleinen Lipowaner-Dörfern mit ihren weißen Kirchen samt silbernen Kuppeln. Die im 18. Jahrhundert vom damaligen Zar aus Russland vertriebenen Lipowaner sind strenggläubige Orthodoxe, oft mit blonden Haaren, blauen Augen und langen Bärten. Nach ihrer Flucht siedelten sie sich im und ums Donaudelta herum an und leben heute als erfolgreiche, aber trotzdem arme Fischer.
  • Ghindaresti am rechten Ufer wird hauptsächlich von Lipowanern bewohnt. Die Menschen hier leben vom Fischfang und in jedem Garten wächst Gemüse für den eigenen Bedarf. Die bescheidene Ernte von den Feldern wird mit Eselskarren eingebracht. Die prächtigen orthodoxen Kirchen stehen mit ihren glänzenden Türmen oft im krassen Gegensatz zu den ärmlichen Behausungen der Fischerfamilien.  Das Fischerstädtchen Hirsova am rechten Ufer geht auf das Kastell Castrum Carcium zurück. 

  • Am linken Ufer taucht nach ausgeprägten Sumpf- und Waldlandschaften die Stadt Braila (212.000 Einwohner) auf. Früher wurde sie „Stadt der Restaurants und schönen Frauen“ genannt. Und etwas von dieser lebendigen Beschreibung trifft auch heute noch zu: Braila ist eine junge Großstadt mit Universität, Theater und Flaniermeilen, gesäumt von monumentalen Gebäuden, urigen Wohnhäusern und alten orthodoxen Kirchen.
  • Donaudelta: Dort wo die Donau ihre letzten Seemeilen bis zur Mündung zurücklegt, verzweigt sie sich in einem faszinierenden System von Wasserläufen, schwimmenden Inseln, Sümpfen, Schilf- und Weidegebieten, großen Seen, Auwäldern sowie extremen Trockenbiotopen und breitet sich auf einer Fläche von fast 4500 km² aus. Es ist – nach dem Wolga-Delta- das zweitgrößte Flussdelta Europas.

    Größere Orte oder gar Städte sucht man im grünen Labyrinth vergebens. Und weil keine Straßen durchs Delta führen, wird hier alles über Wasserwege transportiert. So kommt sogar der Pastor per Zille ins Dorf, um sonntags seinen Gottesdienst in einer der hölzernen Dorfkirchen abzuhalten. Bewohnte Ortschaften sind u.a. Tulcea, Mila 23, Sulina.